Steigende Finanzierungskosten bremsen den privaten Sektor - Bauherren warten ab - Kein Preisverfall
Steigende Kreditzinsen, hohe Inflation und viel Unsicherheit über die Konjunktur: Das geht nicht spurlos an Wohnungs- und Hauskäufern vorbei. Nach jahrelangem Boom kühlt sich der Immobilienmarkt offenbar ab - von einem hohen Niveau aus.
Laut einer Studie werden die Immobilienverkäufe in Deutschland in diesem Jahr voraussichtlich erstmals seit der weltweiten Finanz- und Wirtschaftskrise 2009 sinken. Nach dem Rekordjahr 2021 hat sich die Lage auf dem Markt gedreht.
Demnach wird der Umsatz mit Wohnungen, Häusern, Gewerbeimmobilien und Grundstücken in diesem Jahr voraussichtlich um sieben Prozent auf 313,5 Milliarden Euro sinken, die Zahl der Käufe dürfte unter 900.000 sinken. Auf Basis der Daten des ersten Halbjahres wird für 2022 erstmals seit 2009 ein Rückgang des Geldumsatzes auf dem deutschen Immobilienmarkt erwartet.
Seit Mai würden die Kauffallzahlen, Verkäufe und vor allem Großtransaktionen gemessen am Vorjahreszeitraum sinken. Für Eigennutzer wird der Immobilienkauf immer schwieriger, da die Finanzierungskosten steigen und die hohe Inflation die Kaufkraft schmälert. Die Investoren wiederum warteten aus Unsicherheit ab.
Der Markt für Wohnimmobilien, auf den fast 80 Prozent der Transaktionen in Deutschland entfallen, wird in diesem Jahr voraussichtlich etwas besser entwickeln. Der Umsatz mit Wohnungen und Häusern wird voraussichtlich um 5,6 Prozent auf knapp 240 Milliarden Euro sinken.
Der Druck auf den deutschen Wohnungsmarkt ist aufgrund der starken Zuwanderung nach wie vor hoch, und der Neubau gerät aufgrund hoher Bau- und Finanzierungskosten ins Stocken. Es gibt keine Anzeichen für einen flächendeckenden Preisrückgang, geschweige denn für einen plötzlichen Preisverfall. Der Anstieg der Wohnungspreise wird sich vermutlich auf unter drei Prozent verlangsamen. Regional und in bestimmten Lagen und Teilmärkten - zum Beispiel bei unsanierten Bestandsimmobilien - sind auch Preisrückgänge nicht auszuschließen.
Im vergangenen Jahr war der Umsatz mit Immobilien laut noch auf den Rekordwert von 337 Milliarden Euro gestiegen - ein Plus von 14,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr und mehr als doppelt so viel wie vor zehn Jahren. Während die Zahl der Käufe aufgrund des mangelnden Angebots leicht zurückging, stiegen die Preise für Häuser und Eigentumswohnungen um rund 13 Prozent. Das war der stärkste Anstieg seit Beginn der Aufzeichnungen in den 1980er Jahren.